Glorious Dortmund
- Luis Kimmel

- 16. März
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Apr.
Die Dortmunder Sandbahn Saison neigt sich dem Ende entgegen. Grund genug sich mit Geschäftsführer Oliver Sauer über die vergangenen Monate zu unterhalten.
Seit dem Frühjahr 2023 ist Oliver Sauer Geschäftsführer des Dortmunder Rennvereins. Nach dem Tod von Andreas Tiedke war man auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten, der die einzige im Winter aktive Rennbahn Deutschlands managen könnte.
"Erstmal ist Günther Gudert ein halbes Jahr interimsmäßig eingestiegen. Im Frühling 2023 hat mich Manfred Ostermann angerufen und gefragt ob ich Interesse hätte. Darauf haben wir uns dann zwei Mal getroffen und das Ganze durchgesprochen und so hat sich das dann ergeben.", erinnert sich Sauer zurück.
"Jeder ist überzeugter von unserem Produkt, als wir selber"
Oliver Sauers Vater Norbert trainierte über 30 Jahre auf der Galopprennbahn in Dortmund. Oliver selbst war drei Mal Amateur Champion. Somit ist Dortmund ihm schon immer sehr vertraut gewesen. "Hier ist alles sehr Beton und Kopfsteinpflaster lastig und funktionell ausgelegt, sodass alles auf verschiedene Weisen genutzt werden kann. Dadurch fehlt teilweise vielleicht der Charakter. Aber nichts desto trotz, egal mit wem ich gesprochen habe, jeder war der Meinung was das für ein geiles Areal ist. Es ist immer ganz witzig. Jeder ist überzeugter von dem Produkt als wir selber."
In den letzten Jahren tat sich einiges in Dortmund. Sowohl Besucher als auch Aktive zeigen sich sehr zufrieden mit den Verhältnissen auf Deutschlands einziger Winterrennbahn. "Natürlich hat man immer viele Ideen. Man schaut auch im Ausland und fragt sich was man übernehmen könnte. Der Vorteil hier ist, dass man bereits mit wenig Mitteln viel erreichen kann. Der Nachteil ist natürlich, dass es viel zu tun gibt."
Neben dem Gefühl, dass Dortmund sich in die richtige Richtung bewegt, gibt es natürlich immer den Blick auf die Zahlen. Umsatz und Besucher sind für jede Bahn essenziell. Nachdem man 2023 am Sparkassen-Renntag mit 20.000 Zuschauern einen neuen Besucherrekord erreichte, startete auch 2024 laut Sauer sehr stark. Im vergangenen Jahr hatte man an diesem Renntag schätzungsweise 15.000 Besucher auf der Bahn. "Gegen Ende vom Jahr lief es dann aber leider nicht mehr so gut. Da waren wir nicht mehr so aggressiv im Marketing und in der Kommunikation nach Außen hin, sodass wir sehr viel haben liegen lassen.", analysiert Sauer das vergangene Turf-Jahr selbstkritisch.
Die Wintersaison hingegen lief, was man so hört, aber doch zufriedenstellend. Der Renntag am 09. März war das bisherige Highlight. Bei bestem Wetter strömten circa 4.000 Besucher nach Dortmund-Wambel. "60% davon waren zwar auf dem auch bei uns stattfindenden Trödelmarkt, aber nichts desto trotz sehe ich das als eine Gemeinschaftsveranstaltung und da waren insgesamt wesentlich mehr Besucher da als das was wir im letzten Jahr zum Preis der Wirtschaft hier hatten."
Was ist Erfolg?
Erfolg hat viele Gesichter. Ist es der Umsatz, die Anzahl an Besuchern, die Stimmung auf der Bahn oder die Zufriedenheit der Aktiven? Für Geschäftsführer Sauer ist die Frage schnell beantwortet:
"Das Wichtigste ist eine volle Bahn! Glückliche Gesichter sind das was für mich am Wichtigsten ist. Die Leute müssen nach Hause gehen und sagen ich hab einen coolen Renntag gehabt. Die müssen zur Arbeit gehen und sagen, wir waren gestern auf der Rennbahn und hatten einen geilen Tag. Sodass man peu a peu die Struktur hier aufbaut und es wieder nach vorne geht. Generell wollen wir uns von Veranstaltung zu Veranstaltung verbessern."
Aber nicht nur zufriedene Besucher sind wichtig. Auch für die Aktiven wurde in den letzten rund 24 Monaten einiges getan. Dass Blacktype Pferde wie BEST LIGHTNING (Sidestep), SHOOTOUT (Areion) oder MAIGRET (Counterattack) im Winter nach Dortmund kommen ist keine Selbstverständlichkeit. An der Sandbahn wurde einiges getan. Auch das Gestüt Röttgen ist am letzten Sandbahn-Renntag mit einer Starterin vertreten. Mit WELTBESTE (Soldier Hollow) kommt eine Schwester der Derbysieger WINDSTOSS (Shirocco) und WELTSTAR (Soldier Hollow) an den Start. Weltbeste kommt auf ein GAG von 88kg und lief 2024 sowohl im Derby als auch in der Diana. Auch ihr Trainer Maxim Pecheur scheint mit der Situation in Dortmund sehr zufrieden zu sein. Im Podcast der Sport-Welt sagt er, dass die Sandbahn dem Vernehmen nach in einem sehr sehr guten Zustand sei. Er höre von allen Seiten, dass die Bahn deutlich besser sei als vor einigen Jahren.
Aber was genau wurde getan?
"Wir konnten mit Hilfe des Münchener Rennvereins den Sand sieben, um größere Unreinheiten rauszuholen. Nach jeder Veranstaltung fegen wir per Hand die Innensteine ab, damit dort das Wasser abfließen kann. Es wurde einmal ein langer Graben gezogen mit der Unterstützung von Herrn Miebach. Es ist natürlich extremst aufwändig dafür zu sorgen, dass auf 1600 Meter überall das Wasser gut abfließen kann. Unser Traktor beispielsweise, ist die Bahn nicht nur parallel abgefahren, sondern eben auch quer, sodass Rillen in der Sandbahn entstehen, damit auch dadurch das Wasser abfließen kann. Das sind dann auch immer drei Tage Arbeit die investiert wurden und zum Glück auch ihre Wirkung gezeigt haben."
"Das Feedback ist immer sehr positiv gewesen"
"Es ist unfassbar und phänomenal wie positiv und auch einstimmig positiv die Leute, dass alles aufnehmen was wir hier machen. Natürlich sind wir dafür extrem dankbar, dass das so gesehen wird und dass die Mühe die wir uns hier geben wahrgenommen wird."
Neben Maßnahmen am Geläuf hat man sich auch für die Besitzer etwas ausgedacht. "Als kleines Dankeschön haben wir an unsere Besitzer Gutscheine herausgegeben. Uns ist natürlich bewusst, dass das nichts weltbewegendes ist und die Kosten nicht aufwiegt, aber das Feedback ist immer sehr positiv gewesen. Viele haben sich sehr gefreut darüber, dass sie Gutscheine bekommen haben, mit denen sie umsonst essen konnten oder sich in die zweite Terrassentribüne setzen konnten."
In einem sind sich Luis Kimmel und Oliver Sauer einig. Social Media spielt für den Rennsport eine wichtige Rolle. Und während Kimmel der Meinung ist, dass Dortmund mit den besten Content in Deutschland macht, und das wohlgemerkt ohne eine Gruppe 1-Bahn zu sein, sieht Sauer noch viel Luft nach oben.
"Unser Social Media ist eigentlich immer noch nicht optimal, da es noch zu sehr für den Rennsport gemacht ist und nicht für die Stadt Dortmund. Natürlich ist das cool, aber ich muss den Dortmunder am Borsigplatz erreichen und nicht den Pferde-Enthusiasten aus München. Deswegen glaube ich, dass wir da noch einiges zu tun haben. Social Media ist in gewisser Weise auch ein Ansporn Dinge zu verändern und zu verbessern. Wir können nur Dinge posten, wenn wir was Neues haben und so müssen wir uns ständig Gedanken machen, was wir verbessern können. Dadurch versucht man sich immer weiter zu drehen und weiter nach vorne zu kommen."
Mit dem Renntag am 16. März endet die Dortmunder Wintersaison 2024/25. Nun sind alle Augen auf die vier Renntage auf Gras gerichtet. "Wir konzentrieren uns allmählich komplett auf die Grasbahnsaison. Müssen da alles vorbereiten und auf Vordermann bringen, damit es das Niveau hat, um Grupperennen abhalten zu können."
"Da machen wir unsere Hausaufgaben nicht gut genug"
Zum Abschluss unseres Interviews haben wir Oliver Sauer die Frage gestellt, was er sich für den Rennsport in Deutschland wünscht. Und die Antwort darauf war gar nicht so leicht zu finden. "Wir sind ja schon auf einem guten Weg. Wir professionalisieren uns ja schon extremst. Wenn man sich die einzelnen Bahnen anschaut München, Köln, Düsseldorf, Baden-Baden, Hoppegarten, das sind ja alles Bahnen die einen super Job machen und wo es wirklich vorwärts geht und eine Professionalität vorhanden ist, die lange Zeit nicht vorhanden war. Was uns einfach fehlt ist die große Vermarktung."
Auf die Nachfrage, ob er sich einen großen regionalen Sponsor wünscht, der nicht aus dem Rennsport kommt, gibt Sauer eine sehr positive Antwort: "Das ist unsere Schuld, dass wir so einen Sponsor nicht haben. Da machen wir unsere Hausaufgaben nicht gut genug. Wenn das Produkt stimmt, wird die Nachfrage kommen. Und da sind wir mittelfristig dran. Ich bin davon überzeugt, dass unser Sport cool genug ist, um ihn zu vermarkten. Man muss aber eben mit breiter Brust auf potenzielle Sponsoren zugehen und sagen "das können wir bieten, wie siehts aus?" Früher haben wir eben gewartet bis Sponsoren gekommen sind und ich meine, so funktioniert es eben nicht mehr. Jeder mit dem ich spreche ist begeistert und wesentlich begeisterter von dem Sport als wir das sind. Man muss einfach noch offensiver nach vorne gehen, das ist vielleicht was ich mir wünsche."
Vier Renntage finden in diesem Jahr in Dortmund auf Gras statt. Unter anderem wird das G3 WETTSTAR.de - 141. Deutsche St. Leger und der G3 36. Preis der Wirtschaft in Wambel entschieden.
29. Mai - Sparkassen Renntag - Grosser Preis der Sparkasse Dortmund (L)
22. Juni - G3 36. Preis der Wirtschaft
21. September - G3 WETTSTAR.de - 141. Deutsches St - Leger
11. Oktober - BBAG-Auktionsrennen
Hier geht es zu den Social Media Kanälen des Dortmunder Rennvereins:








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