„Ich wäre gern ein Rennpferd": Ein exklusives Interview mit Jockey Corentin Berge
- Luis Kimmel
- 26. Apr.
- 6 Min. Lesezeit
Seit dieser Saison ist Corentin Berge als Stalljockey bei Trainerin Carmen Bocskai auf der Neuen Bult in Hannover tätig. Nach einer erfolgreichen Zeit in Frankreich, in der er über 80 Siege erzielte, ist der junge Franzose nun gespannt darauf, sich in Deutschland weiterzuentwickeln. Noch steht sein erster Jahrestreffer in Deutschland aus, doch Berge ist zuversichtlich. GaloppDaily hat sich mit dem talentierten Jockey unterhalten und mehr über seine Erwartungen und Ziele in der neuen Saison erfahren.
GaloppDaily: "Corentin, herzlich willkommen in Deutschland! Du hast in Frankreich bereits beachtliche Erfolge erzielt. Was hat dich dazu bewegt, den Schritt nach Hannover zu machen und dort als Stalljockey für Carmen Bocskai zu arbeiten?"
Corentin Berge: "Der Wechsel nach Deutschland ist eine großartige Gelegenheit für mich. Frankreich hat mir viele Möglichkeiten geboten, vor allem durch Holger Faust, der mir Ritte in verschiedenen Gruppe- und Listenrennen ermöglicht hat. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass Deutschland auch ein Land ist, das viel Potenzial für mich bietet, insbesondere mit den herausfordernden Rennen und der breiten Konkurrenz.
Vor einigen Monaten haben mich Carmen Bocskai und Alicia Baum kontaktiert und mir die Möglichkeit angeboten, nach Hannover zu kommen, um die Ställe sowie die Trainingsmöglichkeiten anzusehen. Nach einem Besuch vor Ort haben wir dann beschlossen, die Partnerschaft zu starten. Die Entscheidung fiel mir nicht schwer – die Einrichtungen hier sind hervorragend, und ich fühle mich in diesem Team sehr willkommen. Es ist eine tolle Gelegenheit für mich, mich weiterzuentwickeln und neue Erfahrungen zu sammeln."
Für Darius Racing ritt Berge mehrfach PIROUZ (Counterattack). Unter anderem bei seinem vierten Platz im G3 Premio del Piazzale in Mailand 2023. Im vergangenen Jahr saß er in den klassischen G2 Coolmore St. Mark's Basilica German 2000 Guineas auf GHORGAN (Study Of Man) und erreichte einen guten dritten Platz. Der dritte Platz sprang später im Jahr auch im G3 104. Grossen Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf heraus, damals mit SEE HECTOR (Counterattack). Bei allen drei war Holger Faust als Racing Manager verantwortlich.
GaloppDaily: "Wie kamst du zum Rennsport?"
Berge: „Ich bin schon sehr früh mit dem Rennsport in Berührung gekommen. Meine Mutter war lange Zeit morgens als Arbeitsreiterin in den Trainingsställen unterwegs – sogar schon bevor ich geboren wurde. Sie hat mich schon als Kind mit zur Rennbahn genommen, und ich war sofort begeistert.
Diese Welt aus Pferden, Geschwindigkeit und Spannung hat mich einfach fasziniert. Von da an war für mich klar: Ich will ein Teil davon sein. So hat alles angefangen – und heute bin ich dankbar, dass ich meinen Weg im Rennsport gefunden habe.“
GaloppDaily: "Mit gerade einmal 24 Jahren gehörst du zu den jüngsten Jockeys in der deutschen Szene. Was, würdest du sagen, sind deine Stärken – und was macht für dich einen wirklich guten Jockey aus?"
Berge: „Ein guter Jockey braucht viele Fähigkeiten – das ist für mich ganz klar. Man muss ein feines Gefühl für die Pferde entwickeln, ein gutes Gespür für das Tempo im Rennen haben und sich jederzeit an neue Situationen anpassen können. Kein Rennen ist wie das andere.
Was mich persönlich auszeichnet, ist wahrscheinlich mein Respekt gegenüber den Pferden. Ich denke ständig darüber nach, wie ich ihnen gerecht werden kann – im Rennen, aber auch im täglichen Training. Ich glaube fest daran, dass Pferde einem viel zurückgeben, wenn man sie gut behandelt und auf sie eingeht. Das ist meine Philosophie, und sie hat mir bisher viel gebracht.“
GaloppDaily: "Was war bisher dein größter Erfolg?"
Berge: "Ganz klar – mein größter Erfolg war bisher der Doppelsieg in Hannover im August 2024. Zuerst habe ich mit TANAMI STARLET (Best Solution) das BBAG-Auktionsrennen gewonnen, und später am selben Tag mit KAMMURI DIAMOND (Nathaniel) auch noch das Listenrennen. Zwei Siege an einem Tag, beide in wichtigen Rennen, das war schon etwas ganz Besonderes für mich.
Dieser Tag hat mir viel bedeutet – sportlich, aber auch persönlich. Es war ein Moment, der mir gezeigt hat, dass sich die harte Arbeit auszahlt. Und es war auch ein kleiner Durchbruch, denn danach habe ich gemerkt, dass mir viele Leute mehr zutrauen, auch in Deutschland. Genau solche Erlebnisse motivieren mich, weiterzumachen und mich stetig zu verbessern. Auch in Frankreich hatte ich tolle Erfolge, besonders in meiner Zeit als Nachwuchsreiter. Über 80 Siege in zwei Jahren – das hätte ich mir anfangs nicht träumen lassen. Ich durfte mit großartigen Trainern und Pferden arbeiten, und jede dieser Erfahrungen hat mich weitergebracht. Aber dieser Tag in Hannover hat mir gezeigt, dass ich auch in Deutschland auf hohem Niveau bestehen kann."
GaloppDaily: "In Hannover habt ihr aktuell rund 30 Pferde im Training – darunter auch einige Kandidaten für bessere Rennen. Gibt es ein bestimmtes Pferd im Stall, auf das du dich besonders freust?"
Berge: "Im Moment gefällt mir im Stall, abgesehen von DIYA (Dubawi) und ATLANTICA (Mastercraftsman), die ja bereits bewiesen haben, dass sie sehr gute Stuten sind, besonders QUE BELLA (Mastercraftsman). Sie hat letzte Woche in Hoppegarten ein wirklich schönes Debüt hingelegt. Außerdem freuen wir uns auf das erste Rennen von DAMARSO (Maxios), der nächste Woche in Hannover an den Start geht."
Damarso ist ein vierjähriger rechter Bruder der Brümmerhofer Dianasiegerin DIAMANTA. Diya hingegen ist eine Tochter von Diamanta und konnte im vergangenen Jahr bereits ein Listenrennen gewinnen. Sie könnte ihr Jahresdebüt am 01. Mai in Hannover geben.
GaloppDaily: "Welche Ziele hast du dir für diese Saison gesteckt?"
Berge: „Natürlich wünsche ich mir, mit guten Pferden verbunden zu sein und in wichtigen Rennen erfolgreich zu reiten. Das ist mein Ziel – nicht nur für dieses Jahr, sondern generell in meiner Karriere.
Ich möchte mich in Deutschland als verlässlicher und starker Jockey etablieren. Dafür weiß ich aber auch: Ich muss die Chance bekommen, gute Pferde zu reiten – und dann meine Leistung bringen. Ich bin bereit, mich zu beweisen.“
GaloppDaily: "Du hast in Frankreich und Deutschland mittlerweile fast jede größere Bahn gesehen. Gibt es eine Rennbahn, die dir besonders gut gefällt – vielleicht sogar eine Lieblingsbahn?"
Berge: „In Frankreich gefällt mir die Bahn in Saint-Cloud besonders gut. Sie ist technisch sehr anspruchsvoll und gehört für mich zu den taktischsten Rennbahnen überhaupt. Dort gewinnt wirklich nur, wer alles richtig macht – das gefällt mir.
In Deutschland habe ich Hannover sehr ins Herz geschlossen. Die Bahn ist fair, gut gepflegt und ich fühle mich dort einfach wohl – das war schon beim ersten Ritt so. Jetzt hier zu leben und regelmäßig dort zu reiten, passt für mich perfekt.“
GaloppDaily: "Du kennst den französischen Rennsport sehr gut. Wie wird der deutsche Rennsport in Frankreich wahrgenommen – und wo siehst du vielleicht Unterschiede?"
Berge: „In Frankreich nimmt man den deutschen Rennsport durchaus ernst – vor allem, wenn es um Zucht und klassische Rennen geht. Deutschland hat einen guten Ruf. Die Rennen sind oft deutlich schneller als in Frankreich, wo das Tempo taktischer aufgebaut ist und häufig erst spät angezogen wird.
Ich finde das spannend, weil es für Reiter eine ganz andere Herausforderung ist. Man muss sich anpassen können – und genau das macht den Reiz für mich aus.“
GaloppDaily: "Was machst du an einem rennfreien Tag am liebsten – eher Sofa und Entspannung oder unterwegs und aktiv?"
Berge: "An meinen freien Tagen fahre ich gerne Rad. Das hält mich nicht nur körperlich fit, sondern tut auch dem Kopf richtig gut."
GaloppDaily: "Zum Schluss: Wie blickst du auf die Zukunft des Galopprennsports – was wünschst du dir für die kommenden Jahre?"
Berge: „Ich hoffe sehr, dass es den Rennsport noch lange geben wird. Aber ich denke auch, dass wir uns weiterentwickeln müssen – vor allem, was das Leben der Pferde abseits der Rennen betrifft. Es wäre schön, wenn noch mehr Möglichkeiten geschaffen würden, etwa für regelmäßigere Ausläufe oder kleine Paddocks.
Trotzdem bin ich überzeugt: Wenn ich ein Pferd wäre, würde ich ein Rennpferd sein wollen – weil wir uns wirklich gut um sie kümmern. Die Pferde stehen bei allem im Mittelpunkt, und das ist für mich das Wichtigste.“
Corentin Berge steigt am Sonntag auch im G3 Großen Preis der Krefelder Wohnstätten - Dr. Busch Memorial in den Sattel. Er reitet für Marian Falk Weissmeier den Shamalgan-Sohn MON SCHATZI.
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Sehr intresanter bericht weiter so brsvo